Unsere Philosophie: NAUWU

Wer wir sind:

Wir sind ein Verein von behinderten und nicht behinderten Menschen für behinderte Menschen. Das heißt, dass die Mehrheit unserer Mitglieder selbst behindert ist und unser Verein auch mehrheitlich von Behinderten geleitet wird.

Worauf wir aufbauen:

Die Basis für alle unsere Ziele und Aktivitäten ist die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), die im Mai 2008 in Kraft getreten ist. Die UN-BRK ist ein Menschenrechtsübereinkommen der Vereinten Nationen und sie wurde von Behinderten gemacht. In den meisten Ländern, zum Beispiel in Deutschland, wurde sie schon ratifiziert. Das heißt, das Parlament hat zugestimmt und sie ist gültiges Gesetz. Unsere deutsch-koreanische Zusammenarbeit der Gehörlosen und Blinden hat wesentliche Beiträge zur Ratifizierung der UN-BRK durch Nordkorea geleistet. Es gibt andere Länder, die die UN-BRK bisher nur unterzeichnet haben. Das heißt, sie erkennen die UN-BRK als Maßstab für Behindertenarbeit an, aber sie ist noch kein Gesetz im eigenen Land.

Die UN-BRK sagt unter anderem, dass wir Behinderten von Anfang an immer mit entscheiden müssen, wenn es um unsere Angelegenheiten geht. Es soll nicht einfach über unsere Köpfe hinweg entschieden werden, was mit uns geschieht. Wir sollen selbst entscheiden. In der Behindertenbewegung gibt es einen Satz, der das sehr gut deutlich macht:

"Nichts über uns ohne uns!"
Oder auf Englisch:
"Nothing About Us Without Us!"

Die Anfangsbuchstaben von dem englischen Satz kann man als Wort zusammenstellen: NAUWU. Wir finden, das ist ein schönes Wort, es spricht sich leicht und es sagt sehr viel aus.

Das NAUWU-Prinzip:

Das NAUWU-Prinzip ist unsere Arbeitsgrundlage. Wir machen alles immer MIT den Gehörlosen und Blinden. Natürlich unterstützen uns Nichtbehinderte, das geht gar nicht anders und das soll auch so sein. Aber in der ersten Reihe stehen immer wir Behinderten. So arbeiten wir selbst im Verein und das verlangen wir auch von unseren Partnern.

Manchmal ist das nicht einfach und das gilt nicht nur für Nordkorea. Auch hier in Deutschland, in Europa und weltweit ist noch sehr viel zu tun, damit die UN-BRK Wirklichkeit wird. Alle müssen lernen, auch wir Behinderten selbst, denn es war viele Jahre anders: andere haben für uns entschieden. Daran sind wir gewöhnt und nehmen viele Dinge so hin, wie sie sind. Wir kommen oft gar nicht auf die Idee, zu überlegen, ob es nicht einen anderen Weg gibt.

Die UN-BRK ist dieser Weg. Sie ist ein schönes Werkzeug für uns. Sie macht unser Recht offiziell und gibt uns die Möglichkeit, es offiziell einzufordern. Das ist wirklich großartig. Aber das beste Werkzeug nützt nichts, wenn man nicht weiß, wie man damit umgehen muss und es nicht benutzt.

Wir möchten dieses Werkzeug bei unserer Arbeit immer nutzen und lernen, wie man es noch besser einsetzen kann. Wir möchten andere Menschen mit Beeinträchtigungen dazu ermutigen, das Gleiche zu tun – wo auch immer und in welchem Kontext man sich engagiert.